Quereinstieg in die Pflege: Erfahrungsbericht
Ein Quereinstieg in die Pflegebranche ist für viele eine Entscheidung, die mit vielen Überlegungen und Herausforderungen verbunden ist. Einer, der diesen Schritt gewagt hat, ist Ivo Grossner. Früher als Dachdecker tätig, hat er nach Jahren harter körperlicher Arbeit eine neue berufliche Richtung eingeschlagen. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen und erfahren, wie er den Übergang in den Pflegebereich gemeistert hat.
„Ich habe zuerst Landwirtschaftsgärtner gelernt und danach eine Ausbildung zum Dachdecker gemacht. Als Dachdecker war ich oft auf Montage, was bedeutete, dass ich viel Zeit von meiner Familie verpasst habe. Irgendwann wurde mir klar, dass ich mehr Zeit zu Hause verbringen möchte vor allem, um meine Kinder aufwachsen zu sehen.“
„Mein Bruder war bereits in der Pflege tätig. Ich wusste von Anfang an, dass ich entweder etwas Handwerkliches oder etwas Soziales machen wollte. Ich wollte ebenfalls mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und dabei in einem Beruf arbeiten, der mir sowohl emotional als auch persönlich Erfüllung bietet.“
„Um mich auf den Quereinstieg vorzubereiten, habe ich zunächst ein sechs Wochen langes Praktikum in der Seniorenresidenz gemacht. Danach habe ich den Betreuungsschein erworben, um die notwendigen Qualifikationen für den Einstieg zu haben. Das Praktikum war wichtig, um einen realistischen Eindruck von der Arbeit zu bekommen und mich auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten. Ich würde auch jedem ein Praktikum empfehlen, dass länger als zwei Wochen geht. Denn so weiß man ganz genau worauf man sich einlässt.“
„Der größte Unterschied war, von der körperlichen Arbeit in die Arbeit mit dem Kopf und dem Herzen zu wechseln. Zunächst war es nicht einfach, in den neuen Arbeitsalltag zu finden, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Es ist jetzt nicht mehr so, als würde ich zur Arbeit gehen – es fühlt sich eher an wie eine Berufung. Man baut mit den Bewohnern eine zwischenmenschliche Bindung auf und hier ist die Schwierigkeit, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen.“
„Zweifel hatte ich nie, da ich durch das Praktikum schon einen guten Eindruck von der Arbeit bekommen habe. Außerdem habe ich bereits Erfahrungen in der Pflege gesammelt, indem ich meine Großeltern betreut habe. Das hat mir das nötige Vertrauen gegeben, diesen Schritt zu wagen.“
„Die Arbeit in der Betreuung ist emotional ganz anders als die körperliche Arbeit im Handwerk. Es gibt zwar auch körperliche Anforderungen, aber die emotionale Arbeit steht hier im Vordergrund. Mein Bereich ist der Gerontobereich, also der Demenzbereich, hier gibt es auch noch mehr Herausforderungen. Ich bin nun auch viel mehr zu Hause und erlebe, wie meine Kinder größer werden.“
„Ich durfte den gesamten Gerontobereich selbst umgestalten, einschließlich der Tagespflege.“
„Für mich ging es nie um Karriere im klassischen Sinne. Der Quereinstieg war für mich vor allem eine Möglichkeit, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen und einen Beruf zu finden, der mir mehr Erfüllung gibt. Ich habe dadurch aber auch neue Perspektiven gewonnen, wie man Menschen in schwierigen Lebenslagen unterstützen kann.“
„Sei mit Herz dabei. Wenn du den Schritt in die Pflege machen möchtest, ist es wichtig, dass du dich wirklich für die Menschen und ihre Bedürfnisse interessierst. Ich würde auch empfehlen, eine Ausbildung zum Pflegeassistenten zu machen, da das langfristig mehr Aufstiegsmöglichkeiten bieten.“

Danke Ivo!
Danke, Ivo, dass du deine wertvollen Erfahrungen mit uns geteilt hast. Es ist deutlich zu spüren, wie sehr du in deinem Beruf aufgeblüht bist. Wir hoffen, dass dieser Blogbeitrag all diejenigen, die noch unsicher sind, dazu ermutigen kann, den Schritt in den Quereinstieg zu wagen!